Samstag, 17. März 2012

Jagdglück

Die ersten Tage auf Jagd waren aufregend. Gestern Morgen, wir hatten gerade einige Perlhühner aufgescheucht, kniete Brovie nieder und anlegte an. So sehr ich auch spähte, ich konnte nichts entdecken. Da tauchten auf seinen Schuss ein halbes Dutzend Tiere mit rostrotem Rücken aus einem Grasfleck auf, gerade dort, wo ich sie vergeblich gesucht hatte, und flohen davon. Es waren Impala-Antilopen gewesen, eine davon mit kapitalem Gehörn, wie Brovie sagte. Er jagte hinter ihnen her, feuerte noch zweimal und kam nach Ablauf einer Stunde zurück, nachdem er das Rudel im Dickicht verloren hatte. Das war ein peinlicher Umstand, denn seit Anbeginn fühlten wir uns von unserer Gefolgschaft mit skeptischen Blicken beobachtet, und bisher hatte noch nichts zu unseren Gunsten gesprochen. Über einer so beschämenden Situation durften wir die Sonne nicht untergehen lassen, und nachdem wir einen Lagerplatz gefunden hatten, machten wir uns mit einem kleinen Stossgebet um ein besseres Jagdglück auf die Pirsch. Ausser einer alten Büffelfährte sahen wir jedoch keine Spur eines lebenden Wesens, und die anbrechende Nacht liess uns schon umkehren, als Kongoni unmittelbar vor uns einige Impalas entdeckte. Brovie nahm sich diesmal Zeit, zielte mit grösster Sorgfalt und war überzeugt, den Bock getroffen zu haben, aber unser fruchtloses Nachsuchen und das Fehlen jeglicher Spur von Schweiss am Anschuss liessen uns wieder daran zweifeln, als wir im hohen Gras unversehens auf den verendeten Impala stiessen. Das war ein grosser Augenblick. Die Boys fielen über ihn her, zerhackten und zerschnitten ihn, indem sie sich bis zu den Ellbogen mit Blut besudelten, bis nichts als ein dunkler Fleck am Boden übrig war und jeder Schwarze seine Last an Wildbret hatte. Bis daher hatte ich mir nie diesen Teil des Jagens vorgestellt, und als das verendete Tier mit seinen sanften Augen vor uns lag, hätte ich alles dafür gegeben, dass die Kugel auch diesmal ihr Ziel verfehlt hätte. Das Gehörn war leider nur mittelmässig, und wir fanden nachher, dass unser Jagdpass uns nur noch drei Impalas erlaubte. Und doch war es der Mühe wert gewesen, denn der Erfolg brachte das Lager in die hoffnungsfreudigste Stimmung und ich bekam mein erstes Jagdfoto!

Wir sassen an unserm ersten Lagerfeuer, und während wir zusahen, wie die hellen Flammen die Finsternis fernhielten und unser Zelt und die schützenden Bäume in ihren traulichen Kreis einschlössen, fühlten wir uns durchdrungen von der wahren Zufriedenheit des Jägers seit Urbeginn. Dies würde ein herrliches Leben werden, und ich begann mich mehr und mehr meiner Tränen über den erlegten Impala zu schämen, besonders, da ich gerade in seine frischgeröstete Leber mit der gleichen Lust einhieb wie irgendeiner im Lager.

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