Sonntag, 11. März 2012

Auf Schienen

Nach der Ankunft in Mombasa, ging es direkt weiter auf den Zug nach Nairobi, wo wir Träger anheuern und unsere Ausrüstung vervollständigen wollen. Wir hoffen auf einen schnellen Aufbruch, denn wir haben bereits von einem Jagdgebiet am obern Tana gehört, dass sich vielleicht lohnen könnte. Doch in der Nacht finde ich keinen Schlaf: Der Mond scheint abwechselnd bald in das eine Fenster, bald in das andere, während der Zug sich durch das ersehnte afrikanische Grasland windet. Wir glauben in unserer Ungeduld, den Tagesanbruch nicht mehr erwarten zu können.
J.H.Patterson inspiziert die Brücke über den Tsavo River
Zur Einstimmung auf unsere Abenteuer lese ich das Buch The Man-Eaters of Tsavo von Lieutenant-Colonel John Henry Patterson (einem Schotten!) über die Fertigstellung dieser Bahnlinie, die erst vor 20 Jahren, 1903, ihren Betrieb aufnahm. Die Gegend um den Tsavo River wurde während der Bauzeit immer wieder von zwei Löwen, den sogenannten Man-Eaters heimgesucht. Die Man-Eaters griffen immer wieder Arbeiter an, bis es Patterson schliesslich gelang, die beiden zu erlegen und die Bahnlinie fertigzustellen.Wie er die dann die Brücke fertigbaute, beschreibt er eindrücklich hier...
Unter Vorstellungen unserer eigenen Löwenjagden und dem Donner der Tsavobrücke in den Ohren verfalle ich in festen Schlaf. - Das Rumpeln der Räder weckt mich am nächsten Morgen. Die Regenzeit ist gerade vorüber. Alles ist grün wie ein Park, die Atmosphäre so leuchtend klar, dass, fast hundert Meilen entfernt, der schneebedeckte Gipfel des Kilimandjaro wie eine weisse Wolke am Himmel hängt. Aus Hügeln und Busch gelangen wir allmählich in offeneres Gelände, die Athi-Hochebene, eine ungeheure Grasfläche, die im Winde wogt wie ein Meer. Solange es aufwärts ging, hatten wir uns fast die Augen aus dem Kopf geschaut, um Wild zu entdecken und sahen auch richtig einige Giraffen und dann und wann ein Hartebeest (Kuhantilope) — hier aber grasen ganze Herden von Hartebeests, Gnus, Gazellen und Zebras buchstäblich neben dem Geleise und heben kaum die Köpfe, als der Zug vorüberdonnert.


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1 Kommentar:

  1. Haben Sie die Brücke gesehen, während ihrer Zugfahrt und haben Sie etwas gegen Schotten?

    Anna, 7c

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