Vivienne's Reise ist zu Ende gegangen; zumindest ihre digitale. Ich hoffe ihre Abenteuer haben Euch gut unterhalten. Einen Rückblick auf die Highlights gibt es auf Storify, einen Blick hinter die Kulissen hier und mein Fazit zum gesamten Projekt im Kulturmanagement Blog.
Merci!
VvonWatt
In Blaue Fernen - Afrikanische Jagdabenteuer 1923 - 1924 in Kooperation mit dem Stadttheater Bern & Bern:Ballett und dem Naturhistorischen Museum Bern.
Donnerstag, 3. Mai 2012
Donnerstag, 19. April 2012
Premiere
Die Sonne war untergegangen, und die verschiedensten Vögel liessen ihren Lockruf erschallen. Dann und wann ertönte das seltsame Krächzen und Geschnatter der Hornraben, dessen synkopischer Rhythmus fast musikalisch ist. Die Buschkrähen riefen sich untereinander, und ganz in der Nähe gurrten zwei Turtel- tauben. Aus der Ferne tönte das chromatische Decrescendo eines Buschkuckucks, und das ganze Konzert war begleitet von dem monotonen metallischen «Tink- Tonk» des Kupferschmieds, das klingt, als ob zwei Hämmer auf einen Amboss schlügen. Bald verwischte die fortschreitende Dunkelheit alles Gegenständliche, und wir konnten nur noch die hellen Stämme zweier Bäume vor uns schimmern sehen. Nun herrschte tiefes Schweigen. Auch wir verhielten uns regungslos und lauschten. Brovie hob die Büchse, doch es war schon zu dunkel, um Korn und Visier zu erkennen, und wir überlegten uns gerade, auf welchem Weg wir ins Lager zurückkehren sollten, als auf der andern Seite des Wassers etwas Weisses aus den Büschen ins Freie glitt. "Welches Tier besass eine weisse Brust? Ich suchte die Frage vergebens zu beantworten, als Brovie mir zuflüsterte: «Ein Elefant, sieh seine Stosszähne», und sich vorsichtig erhob. Ich bat: «Geh nicht zu nahe hin, es ist ja stockdunkel». Doch Brovie hatte seinen Entschluss gefasst: «Doch, ganz nahe, das ist die einzige Möglichkeit», und pürschte sich an das Ufer hinunter. Der Elefant, ein dunkler Schatten hinter den gebogenen Stosszähnen, die wie zwei Halbmonde leuchteten, kam lautlos zum Wasser hinunter und begann seinen Durst zu löschen. Dann drehte er plötzlich um, begann die Böschung wieder zu erklimmen und verharrte regungslos. Er, Brovie und ich und die ganze Welt ringsum waren in angestrengtem Lauschen erstarrt. Doch der Elefant kehrte wieder um und begab sich ganz in das Wasser hinein. Die Mondsichel, die hinter den Wolken erschien, zeigte, dass er gerade dahin gewandt stand, wo ich Brovie vermutete. Trotzdem ich auf den Schuss gefasst war und in seiner Erwartung in die Dunkelheit blinzelte, zerriss er die Stille mit erschreckender Heftigkeit. Zwei weitere Schüsse folgten in kurzen Zwischenräumen, das Mündungsfeuer blendete wie zwei Blitze, und dann stürzten Kongoni, Brahimo und ich zu Brovie hinüber. Er stand noch da, wo er gefeuert hatte, keine fünf Meter von der Stelle, wo der Elefant gewesen. Wir lauschten atemlos, hörten den Elefanten den Hang hinauf krachend durch die Büsche flüchten und dann einen dumpfen Ton, wie von einem Fall. Es folgte absolute Stille, bis zu unseren Füssen die Frösche zu quaken begannen, dann leise, und wie in weiter Entfernung ein Brechen von Zweigen. Nun konnten wir nicht länger warten, vorsichtig überquerten wir den Bach und tasteten uns durch die Büsche den Hang hinauf. Ich fühlte etwas Nasses auf meiner Hand, und als ich sie gegen das Mondlicht hielt, sah ich einen dunklen Fleck darauf. Alle Zweige, an die wir streiften, waren klebrig von Blut. Wir warteten, lauschten mit klopfenden Pulsen, dann schlichen wir wieder ein paar Schritte weiter und kamen schliesslich bis zu einem der hellen Baumstämme. Kongoni, der zuvorderst ging, hielt an und streckte seinen Arm aus: dort, im Schatten, leuchtete etwas Weisses. Wir näherten uns vorsichtig und konnten die Stosszähne des Elefanten erkennen und dann seine dunkle, massige Gestalt, gegen einen Baum gelehnt. Brahimo trat leise näher und warf einen Ast danach, aber diese Vorsicht war nicht mehr nötig; der Elefant war schon verendet. Nun war es endlich zur Strecke gebracht, das stolze Wild, das wir wachend und in unseren Träumen alle diese Wochen hindurch gejagt hatten. Ungläubig staunend standen wir vor ihm und zweifelten, ob wir nicht träumten. Doch er war greifbar vor uns, seine wie ein mächtiger Granitblock gewölbte Stirn, die riesigen, friedlich gegen die Schultern zurückgelegten Lauscher, und um seinen rauen, noch warmen Rüssel hing ein Duft, der an Brombeeren erinnerte. So verloren und zusammengeschrumpft lehnte er da, dass ich ihn hätte liebkosen mögen, und auch Brovie war von einer geheimen Reue erfüllt. Brovie besah ihn mit kritischen Augen und schätzte seine Zähne auf kaum 30 Pfund. Immerhin war es ein ausgewachsener Elefant, und wenn wir nur seine Haut retteten, so war dies alles, was wir uns wünschen konnten. Dazu durften wir aber keinen Augenblick verlieren. Unser Rufen wurde vom Lager aus sofort beantwortet, und einige Minuten später kamen alle Träger mit Seilen und Laternen herbei, und wir machten uns an die Arbeit.
Dienstag, 17. April 2012
Eine Welt für sich
in unserer kleinen, eigenen Welt |
Sonntag, 15. April 2012
„Tembo“
Ausruhen im Schatten des Waldes |
Samstag, 14. April 2012
Die Befreier kommen!
Eingeborenen Familie |
Montag, 9. April 2012
Ein Elefant
In Meru hören wir gleich am Morgen eine interessante Geschichte «Er ist zum mindesten ein 90-Pfünder. Die Eingeborenen behaupten, seine Zähne ziehen Furchen am Boden, weil sie so schwer sind, dass er sie nicht heben kann.» So lautete die Beschreibung eines Elefanten, von dem uns Mr. L. erzählte, als wir bei ihm beim Kaffee sassen. Es mutete uns ganz seltsam an, wieder ein Dach über uns zu haben ; die Bücherregale, die Bilder an den Wänden und die silbernen Bestecke auf dem weissen Tischtuch umgaben uns mit einer behaglichen Atmosphäre der Geborgenheit. Aber wenn es auch schön und gut war, eines Tages zu all diesen Dingen zurückzukehren, so fühlten wir doch eine geheime Freude darüber, dass dies nicht schon jetzt sein musste. Im Augenblick hatten wir nur Sinn für den Bericht über diesen riesigen Elefanten, und unser einziger Gedanke war, zu erfahren, wo und wie wir ihn finden konnten. Er war ein alter Einzelgänger und hatte sich, solange irgendein Eingeborener denken konnte, in einem kleinen Waldkomplex in der Nähe zweier Hügel aufgehalten. Für uns die ideale Gelegenheit, uns mit der Elefantenjagd vertraut zu machen…
Donnerstag, 5. April 2012
Mount Kenya
Es regnete viel, die feuchte Hitze machte das Jagen sehr beschwerlich, und die Häute trockneten schlecht. Wir erlebten gestern Nacht aber zwei Dinge, auf die wir seit Beginn unserer Reise gehofft hatten. Wir hörten einen Löwen brüllen. Es war ein erschütterndes Konzert und hallte so klar über die Ebene, dass, als es erstarb und noch einige knurrende Laute folgten, man fast glaubte, sein Atemholen zu hören. Er mochte wohl gegen 400 Meter von uns entfernt sein, und doch erfüllten die donnernden Laute die Nacht und machten die Luft erzittern, so mächtig war seine königliche Stimme. Und mit den Worten: «Da liegt der Mount Kenya!» weckte mich Brovie heute Morgen, und im Rahmen des Zelteinganges, weit über dem Ozean von goldenem Gras, erhob sich der riesige Berg, dessen schneebedeckter Gipfel im zitternden Licht des anbrechenden Morgens schimmerte. Bisher hatten wir immer nur die Vorberge und die Umrisse seines Fusses gesehen; darüber aber hing wie ein Vorhang eine Wolkendecke, die sich niemals gelüftet hatte. Schon unzählige Male hatten wir versucht, uns vorzustellen, was sie wohl verberge, hatten uns schwarze Abgründe und schimmernde Gletscher ausgemalt und uns gefragt, wie hoch über diese Wolken der Gipfel wohl reiche, und wie wohl Schneeberge unter dem Äquator sich ausnehmen würden. Doch nie konnte sich unsere Einbildungskraft mit dem unvergleichlichen Anblick messen, die der Kenya in Wirklichkeit bot. In den tauklaren, kristallenen Morgen ragten seine beiden Gipfel, über einem zarten Wolkengürtel, mit frischem Schnee bedeckt. Den ganzen Tag über marschierten wir in Sicht des Berges, hatten eine lange Pürsche auf Wasserböcke und schlugen bei Einbruch der Nacht unser Lager am Ufer eines Flüsschens auf, unser letztes Lager auf unserm Streifzug nach dem obern Tana. Am folgenden Morgen packten wir alle Häute zusammen, nachdem wir sie mit Naphthalin bestreut hatten, und nähten sie in grüne Willesden-Säcke, die, aus stärkstem Hanf gewoben und mit Arseniklösung getränkt, sogar das gefährlichste aller Ungeziefer, den Speckkäfer, fernhalten. Wenn alles beieinanderlag, die Büffelhaut, drei Löwen, der Leopard, ein Zebra, die Kuhantilope und das Impala, Schädel und Knochen mit Draht in Gras verpackt, so war es eine recht ansehnliche Sammlung für den Anfang. Doch war auch ihre Unvollständigkeit allzu offenbar: noch fehlten weibliche Stücke von Kuhantilope, Impala und Büffel —das Museum aber musste Paare haben. Dem konnte später abgeholfen werden, denn diesen Tierarten würden wir immer wieder begegnen. Dagegen war das fehlende Kenya-Oribi eine Lücke in unserer Sammlung, die wir nicht mehr ausfüllen konnten.
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