Freitag, 10. Februar 2012

Port Said - Gedanken auf See

Die Wochen auf See und die Tage voller Hektik in Port Sudan haben mich nachdenklich gemacht: Wir reisen hier durch eine völlig neue, völlig fremde Welt. Wir sind zwar erst einige Wochen unterwegs, doch bereits so weit weg von Europa und seiner Zivilisation. Ich liebe zwar das Neue, das Aufregende und freue mich unbändig auf dieses Abenteuer, doch umfasst mich immer wieder ein Gefühl von Bedrücktheit, das mich manchmal stundenlang nicht wieder loslässt. Ich möchte Brovie nicht davon erzählen, er wird es nicht verstehen, oder schlimmer noch, mich auslachen. Er hat gut lachen; er kennt die Wildnis und Afrika, er kann mit dem Gewehr umgehen und mit den Menschen. Ich dagegen werde das Gefühl nicht los, dass wir ins Unglück fahren. Wir wissen nicht, was uns erwartet! In Ägypten konnten wir gerade einen kurzen Blick auf eine Nation werfen, die zu einem neuen nationalen Selbstbewusstsein findet. Wie sieht es in Kenia aus? Und wie in Uganda? Alle Nachrichten, die uns erreichen sind Wochen- wenn nicht sogar Monate alt! Im letzten Jahr gab es in Nairobi Aufstände, die glücklicherweise von den Briten eingedämmt werden konnten. Die britische Botschaft hat uns vor unserer Abreise auch noch einmal versichert, dass die Situation sich wieder beruhigt hat. Hoffen wir, dass die Schwarzen sich weiterhin friedlich verhalten und einfach dankbar sind für alles, was die Briten Ihnen geben und für sie leisten.
Wenn dann die dunklen Wolken in meinem Kopf weiterziehen, geniesse ich das überwältigende Panorama; das Flimmern der Sonne auf dem Golf von Aden, den sanften, warmen Wind in meinen Haaren. Meine freie Zeit nutze ich dazu, alles zu lernen, was es über die Tierwelt Ostafrikas zu wissen gibt. Sobald wir in Kenia ankommen, werde ich verantwortlich sein für die Katalogisierung aller Felle und Trophäen. Sie sollen ordnungsgemäss verpackt und beschriftet an das Naturhistorische Museum Bern verschifft werden können.  Brovie und auch Georg Ruprecht, den Tierpräparator des Museums, möchte ich nicht enttäuschen. Und so brüte ich weiter über Phacochoerus aethiopicus und Gazella granti, über Crocuta Crocuta und Panthera Leo und hoffe, sie schon bald aus der Nähe zu sehen. Ich bin ich der Überzeugung, dass ich mich mit jedem Tier der Wildnis auf freundschaftlichen Fuss stellen kann, wenn man mich nur lässt.


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2 Kommentare:

  1. Liebe Vivienne
    War denn die Schifffahrt nicht etwas langweilig, was macht man da den ganzen Tag? Bitte mach noch mehr Fotos, einen jungen Geparden hätten wir gerne! Hast du keine Angst draussen im Zelt zu schlafen? Das muss ja nur so wimmeln von Schlangen und Spinnen und anderen ekligen Tieren. Wir wünschen dir einen guten Start in Mombasa und freuen uns auf die nächsten Berichte!

    Die Premierenklasse 7c aus der Länggasse

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  2. Liebe Premierenklasse,

    Danke für Eure Wünsche!
    Nein, Langweilig wird es nicht, oder nur sehr selten. Es gibt so viel zu tun! Ich lese in meinen Büchern und versuche mich auf unsere Jagd vorzubereiten. Da ich nicht selber schiessen kann, will ich doch so viel wissen wie möglich, um Brovie bei der Jagd zu unterstützen.
    Sobald wir an Land sind, und endlich den Boden von Afrika unter den Füssen spüren, werde ich Euch Fotos schicken. Ob es auch Geparden gibt, kann ich nicht versprechen, sind sie doch in den Gegenden in die wir reisen viel seltener als z.B. die Leoparden. Aber ich tue mein Bestes!

    Bleibt dran und alles Liebe in meine Heimatstadt Bern
    Vivienne

    P.S. Angst vor Schlangen und Spinnen habe ich keine. Ich brenne sogar darauf, endlich in die Wildnis zu kommen und den Geruch der Freiheit zu atmen. Mit der Natur komme ich schon klar!

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